Blaulicht 211 - Joachim,

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Blaulicht
211
Jacek Joachim
Bridge
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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 1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin Berlin 1981
Lizenz Nr 409 160/104/81 LSV 7004
Umschlagentwurf: Barbara Müller
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
622 471 2
00045
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1.
»Schon der fünfte Selbstmörder in diesem Monat«, stöhnte
Grzywinski, als wir endlich im Wagen saßen. »Sind die Leute
verrückt geworden? Was mag dem Kerl bloß in den Kopf
gestiegen sein? Sich am eignen Gardinenhaken aufzuhängen!«
»Ich verstehe deinen Ärger«, sagte ich und öffnete gequält die
Augen, »aber wenn du nicht ein bißchen origineller wirst, schlafe
ich ein, bevor wir an Ort und Stelle sind. Ich darf überhaupt
nicht daran denken, daß ich gestern noch den Kasprowy Wierch
runtergerauscht bin. Und jetzt dieses Sauwetter: dicker Nebel,
Plusgrade und dazu deine Geistesblitze. Zum Auswachsen!«
»Du bist ja selber schuld«, knurrte Grzywinski. »Du hättest
den einen Tag opfern, schon gestern fahren und dich ordentlich
ausschlafen sollen. Aber nicht bei diesem Wetter die ganze
Nacht auf der spiegelblanken Chaussee liegen!«
»Hast ja recht«, sagte ich und schloß die Augen. »Es klingt
jedenfalls sehr vernünftig.« Ich mußte für einen Moment
eingenickt sein. Grzywinskis Stimme weckte mich wieder.
»Da sieh mal, ›Elpa‹. An dieser Leuchtreklame bin ich
bestimmt hundertmal vorbeigefahren, ohne mir was dabei zu
denken. Entschuldige, daß ich dich störe, aber wir sind so gut
wie da.«
Wir hielten vor einem schmalen, modernen Gebäude
zwischen alten Mietshäusern, einem hoch aufragenden
Lückenbau. Das graue Licht des Märztages verlor sich in den
riesigen Scheiben, die silberhelle Fassade war in matten
Schimmer getaucht.
»Sag doch selbst, so ein Haus, an so einem Punkt!«
Grzywinski schüttelte den Kopf, während wir im Fahrstuhl
standen. »Eine gute Stellung, Titel. Anstatt der Dusche hat er
vermutlich ein Füllhorn im Bad. Worin besteht denn sonst – na,
gar nicht einmal Glück, lach nicht!, aber wenigstens
Zufriedenheit im Leben? Worin, frag’ ich dich?«
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»Wenn du diesen konkreten Fall meinst«, murmelte ich, »dann
werden wir auf eine derartige Frage wahrhaftig zu antworten
haben.«
Das Folgende war Routine. Der Einsatztrupp kam kurz nach
uns, Fotoapparate klickten, Spuren wurden gesichert, alle Winkel
der Wohnung durchsucht. Schließlich brachte man die Leiche
hinaus, worauf ich außer Grzywinski und einem Ermittler, der es
sich im Vorzimmer bequem machte, alle fortschickte. Jetzt erst
war es möglich, sich in der Wohnung umzusehen und über den
Mann nachzusinnen, der darin gelebt hatte. Grzywinskis
voreilige Fragen schienen nicht unbegründet.
Dozent Doktor Jabczynski, Direktor des Versuchsbetriebs
›Elpa‹, hatte zurückgezogen gelebt, die Einrichtung seiner
Wohnung deutete darauf hin, daß er ebenso wohlhabend wie
wählerisch gewesen war. Darum hatte er auch nicht in einem
Appartement gehaust. Es handelte sich vielmehr um eine
normale Zweizimmerwohnung, die mit Druckerzeugnissen, alten
Möbeln und Bildern angefüllt war, wobei eine leichte
Unordnung herrschte: auf allen verfügbaren Tischen, auf einem
Hocker, der jetzt umgestürzt lag, und auf dem Hängeboden im
Vorraum waren Bücher und ganze Stöße von meist
ausländischen Fachzeitschriften aufgehäuft. Diese Unordnung
indes schien nichts anderes anzuzeigen, als daß der Hausherr viel
und zu jeder Tageszeit gearbeitet, im übrigen aber seine
Wohnung gepflegt und offenkundig sehr gemocht hatte.
Inzwischen wurde die Harmonie im Wohnzimmer freilich
beeinträchtigt durch eine herabgerissene Gardine und zu Boden
gefallene Zeitschriften, doch schon im Arbeitszimmer war man
kaum imstande, sich vorzustellen, daß der rechtmäßige Besitzer
nicht jeden Augenblick hereinkommen und vor dem
begonnenen Manuskript, an dem mächtigen Schreibtisch Platz
nehmen würde. Und was für ein Schreibtisch! Er war gewiß
gegen Ende des 19. Jahrhunderts für den Inhaber einer
bedeutenden Firma gebaut worden; er wurde gekrönt von einer
vornehmen filzgefütterten Schreibunterlage und einer
schmucken marmornen Statue. Allein das Telefon war Produkt
einer anderen, weniger ums Äußere bemühten Epoche.
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