Blaulicht 234 - Lawrow,
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Blaulicht
234
Olga Lawrowa,
Alexander Lawrow
Der Täter kam im Taxi
Protokoll eines Kriminalfalles
Verlag Das Neue Berlin
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Originaltitel:
© Juriditscheskaja literatura, Moskau · 1983
Aus dem Russischen von Helga Gutsche
1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1984
(deutschsprachige Ausgabe)
Lizenz Nr.: 409 160/114/84 LSV 7204
Umschlagentwurf: Günter Lerch
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung: Druckerei Neues Deutschland, Berlin
622 610 1
00045
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Es geschah in Riga im Januar 1974, einem feuchten, trüben
Januar, in dem der spärlich gefallene Schnee nur hier und da in
den Grünanlagen weiße Flecke hinterließ. Aber auch unter
diesem tiefverhangenen Himmel war die Stadt wunderschön.
Majestätisch ragten die alten Mauern der Domkirche und der
krummen mittelalterlichen Gassen auf, während die neuen,
breiten Prospekte selbst bei diesem unfreundlichen Wetter
schmuck und adrett aussahen.
Der neunte Januar verging wie gewöhnlich, das geschäftige
Hin und Her des Tages ebbte ab, der Abend brach an, die
Fenster leuchteten auf, Konzertsäle, Theater und Cafés füllten
sich. Die Menschen ruhten aus, besorgten ihren Haushalt, lasen,
amüsierten sich.
In der Milizbereitschaft war alles still, die Meldungen über die
unvermeidlichen kleinen Zwischenfälle änderten nichts an dem
Gefühl der Ruhe.
Und plötzlich… um 21.50 Uhr ein Anruf, der die Stille
durchbrach: Vor dem Café »Turaida« wurden zwei Kassenboten
ausgeraubt!
Vier Minuten nach dem Anruf war die operative Gruppe zum
Tatort unterwegs.
Die Scheinwerfer des Kleinbusses der Miliz beleuchteten
einen einsamen, an der Bordsteinkante abgestellten grauen
Wolga mit dem Kennzeichen 00-21; die Fahrertür stand weit
offen, der Wagen schien leer zu sein. Auf dem Rücksitz aber lag
ein verletzter Kassenbote. Der zweite – der die Tageskasse
geholt hatte – drückte sich verstört in den Eingang des Cafés
»Turaida«. Er hatte den Überfall nicht direkt miterlebt und
brachte vorläufig keinen zusammenhängenden Satz heraus.
»Ich stieg aus, und er blieb drin… wie gewöhnlich, an allen
Punkten unserer Route… wie’s Vorschrift ist… Ich war
höchstens zwei Minuten in dem Café. Das Geld lag bereit, ich
hab’s genommen und bin gleich wieder zurück… Und da sehe
ich: Der Fahrer ist weg, der Geldsack verschwunden, und mein
Kollege liegt da wie tot…«
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Alles, was jetzt zu tun war, mußte gleichzeitig und in wenigen
Sekunden erledigt werden: Der Verletzte brauchte Hilfe, Gaffer
waren fernzuhalten, man mußte den Wagen untersuchen und
mögliche Zeugen des Überfalls ausfindig machen, um zu klären,
wer
diese Tat
wie
begangen hatte.
Es fand sich kein einziger Zeuge. Der Kassenbote, der eine
Schädelverletzung davongetragen hatte, war bewußtlos. Nur
Gegenstände und Spuren konnten etwas aussagen. Die scharfen
Augen und die Erfahrungen der Kriminalisten waren die einzige
Hoffnung.
Die Leute arbeiteten rasch und konzentriert. Vorsichtig, um
sie nicht zu stören, hantierte neben ihnen ein junger Leutnant
mit der Filmkamera und schuf so ein eigenes Protokoll der
Tatortbesichtigung.
(Das erste Dokument, das man später dem Film zugrunde
legen würde).
Anscheinend war dem Kassenboten im Wagen ein Schlag mit
jenem kurzen Metallrohr versetzt worden, das jetzt unter dem
Sitz lag – so die erste Schlußfolgerung. Demnach fiel der
Verdacht auf den verschwundenen Fahrer.
Während der Kassenbote im Café war, hatten weder er noch
die Gäste des stillen, gemütlichen »Turaida« Geräusche eines
bremsenden oder startenden Wagens gehört. Offensichtlich
hatte der Täter allein gearbeitet und war zu Fuß geflohen. Mit
sechsunddreißigtausend Rubel! Wie weit mochte er damit
gekommen sein? Der Geldsack wog sechsundzwanzig Kilo. Mit
einer solchen Last läuft man nicht wie ein Wiesel. Die ganze
Umgebung mußte abgesucht werden…
Sanitäter legten den Verletzten vorsichtig auf eine Trage,
während Suchtrupps mit Hunden bereits Höfe, Einfahrten,
Dachböden, Schuppen und Treppenhäuser durchstöberten.
Höchste Eile war geboten!
Inzwischen konzentrierten sich um das Café starke Kräfte.
Motorisierte Patrouillen und über Funk angeforderte
Streifenwagen aus den angrenzenden Stadtbezirken trafen sein.
Man überschlug, wie weit der Täter im Höchstfall gekommen
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