Blaulicht 150 - Lohde,
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Blaulicht
150
Horst Lohde
Im Dunkel der Nacht
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1973
Lizenz-Nr.: 409-160/71/73 · ES 8 C
Lektor: Robert Kündiger
Umschlagentwurf: Peter Nitzsche
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung: (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
00025
An einem Oktoberabend rollt ein Streifenwagen der Volkspolizei
mit abgeblendeten Scheinwerfern über den Waldweg. Am Ab-
zweig zur Försterei stoppt der Fahrer das Fahrzeug. Unterleut-
nant Bauer und Oberwachtmeister Pohl steigen aus, verfolgen
den Weg und biegen kurz darauf nach rechts ab. Es ist etwa
20.30 Uhr. Die Dunkelheit verschluckt die Männer. Nur ab und
zu bricht für Sekunden fahles Mondlicht zwischen den Wolken
hervor.
Hier, am südlichen Rand der Stadt, liegt die Siedlung »Son-
nenblick« mit fünfunddreißig Wochenendhäusern an einem
breiten, bewaldeten Hang, der zum Mühlenteich abfällt. Hier
verbringt man in den Sommermonaten seinen Urlaub oder ist
zum Wochenende da. Dann ist das auch eine malerische, erhol-
same Gegend, die aber jetzt im Oktober menschenleer ist und
dem nahenden Winter entgegendämmert.
Die Häuser und komfortablen Bungalows sind seit drei Wo-
chen verlockendes Ziel unbekannter Täter, die sich mit Nach-
schlüsseln oder Einbruchswerkzeug Einlaß verschaffen und
leider allzu leicht Beute machen können. Vier Häuser wurden
bereits heimgesucht. Seit dieser Zeit befährt ein Streifenwagen
regelmäßig die Siedlung.
Unterleutnant Bauer und Oberwachtmeister Pohl haben die
ersten Eigenheime erreicht. Unter ihren Füßen knirscht der Sand
des Gehweges. Plötzlich verhalten sie, als sie in den Fenstern
eines Hauses Licht bemerken, das suchend hin und her gleitet.
Natürlich wissen Bauer und Pohl, daß es eine Taschenlampe ist,
und zweifeln keinen Augenblick, endlich die Einbrecher vor sich
zu haben. Darum pirschen sie sich vorsichtig an das Haus heran.
Durch die Gardine erkennen sie den Schatten eines Mannes.
Gerade in diesem Augenblick beginnt es zu regnen, in dichten
Tropfen, die bald zu einem lästigen, triefenden Gespinst werden.
Die Polizisten achten nicht darauf, da ihre Aufmerksamkeit und
Konzentration den vermeintlichen Einbrechern gilt, denen sie
das Handwerk legen wollen.
Sie gelangen vor das erste der beiden Fenster und werfen ei-
nen Blick hinein. Die Taschenlampe ist währenddessen durch
eine Kerze ersetzt worden. Sie müssen sich sehr sicher fühlen,
denkt Unterleutnant Bauer.
Die Tür ist nur angelehnt. Während sich Pohl davor postiert,
betritt Bauer das Innere und kommt in einen Vorraum. Unbeab-
sichtigt stößt er mit dem Knie gegen eine Leiter oder ein Abstell-
regal. Doch er muß sich im Dunkeln weitertasten, ein Licht-
schein könnte die Diebe warnen. Er sucht nach der Klinke der
Innentür, reißt sie mit einem Ruck auf und sieht den Rücken
eines Mannes, der vor einem Tisch sitzt und etwas zusammen-
packt. Die geöffnete Tür verursacht einen so scharfen Luftzug,
daß die Kerzenflamme heftig zu flackern beginnt.
Der Lichtkegel der Taschenlampe des Unterleutnants fällt auf
das erschrockene Gesicht eines etwa vierzigjährigen Mannes. Mit
einem Rundblick vergewissert sich Bauer, daß sonst niemand
anwesend ist.
»Guten Abend«, grüßt Bauer kühl, »weisen Sie sich bitte aus!«
Er zwingt sich zur Höflichkeit. Der Unbekannte ist aufgesprun-
gen. Verblüfft gleitet sein Blick über die Uniform des Polizisten.
»Mann, haben Sie mir einen Schrecken eingejagt! Ich habe Sie
nicht einmal kommen hören.«
»Ich bat Sie um Ihren Personalausweis«, erinnert ihn Bauer
bestimmt. Der Mann richtet sich auf und überragt den Unter-
leutnant um einen halben Kopf. Aus seinen Augen spricht Arg-
wohn.
»Moment mal, bei mir ist eingebrochen worden, und Sie wol-
len, daß ich mich ausweise. Das ist eine Zumutung. Sind Sie
überhaupt von der Polizei?« – Bauer legitimiert sich.
»Genügt Ihnen das?« fragt er. In seinen Worten spürt man
Enttäuschung. »In Ordnung«, sagt der Fremde und weist sich
nun seinerseits aus. Er heißt Richard Vogel, wohnt in Karl-
Marx-Stadt und erklärt, daß er einige Fachbücher holen wollte,
die er seit dem Sommerurlaub hier liegen hatte.
»Ihr Erscheinen erspart mir den Weg zur Polizei«, bemerkt er
und stemmt die Fäuste in die Hüften, »sehen Sie sich an, wie es
hier aussieht – als ob die Hunnen gehaust hätten. Sogar die
Blumenvasen haben daran glauben müssen.« Mit dem Fuß stößt
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