Blaulicht 187 - Unger,

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Blaulicht
187
Fred Unger
Nebelregatta
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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 1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1978
Lizenz-Nr.: 409-160/104/78 · LSV 7004
Umschlagentwurf: Peter Muzeniek
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung: (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
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Montag.
Es ist 6 Uhr 48.
Ein grauer, lichtloser Novembermorgen kriecht über der
Fernstraße hoch, die sich nur wenige Kilometer hinter der Küste
entlangzieht.
Zwischen zwei Dörfern liegt die Raststätte, in den
Dunstschleiern verschwimmend; ein schmuckloses Gebäude mit
Anbauten. HAFFHÄGER KRUG steht über dem Eingang. Von
der See her heulen die Nebelhörner. Ein LKW rollt auf den
Parkplatz und stoppt.
»Wir sind zu früh dran«, sagt der Fahrer. »Es ist noch nicht
sieben.«
»In der Gaststube brennt aber schon Licht«, entgegnet der
Beifahrer, der Appetit auf einen heißen Kaffee hat. »Ich geh’ mal
klinken.«
Er geht hinüber, er klinkt.
Doch die Tür ist verschlossen.
»Um sieben machen wir auf!« ruft eine schrille Stimme von
drinnen.
Der Beifahrer geht bis zur Straße zurück, schlendert langsam
an ihr entlang, reibt sich fröstelnd die Hände. Bleibt stehen.
Neben dem Graben, der den asphaltierten Parkplatz von der
Fernstraße
trennt,
liegt
ein
hochhackiger
schwarzer
Frauenschuh. Er hebt ihn auf.
Auch der Fahrer ist ausgestiegen, kommt näher.
»Schau mal«, sagt der Beifahrer und zeigt ihm den Schuh.
»Noch fast neu. Wer wirft so etwas weg?«
Er blickt sich suchend nach dem zweiten Schuh um. Dabei
entdeckt er die Decke. Sie liegt im Graben, ein längliches
Bündel, halb unter Gebüsch verborgen. Er klettert hinunter.
»Hast du ihn?« ruft der Fahrer. Er bekommt keine Antwort.
Er steigt hinterher. Sieht den Beifahrer, der Zweige beiseite
gedrückt hat, reglos stehen und in das Gebüsch starren. Unter
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der Decke zeichnen sich die Umrisse eines menschlichen
Körpers ab.
Der Fahrer schlägt die Decke zurück. Er blickt in das Gesicht
einer Toten.
Am Samstag war Absegeln.
Wie eine Verrückte war sie an diesem Nachmittag gesegelt.
Sie hatte mir gesagt, daß sie gewinnen wollte, und ich wußte,
daß sie gewinnen würde. Astrid bekam fast immer, was sie sich
in den Kopf setzte. Und diesmal hatte sie sich den Nebelpokal in
den Kopf gesetzt.
Herbstwetter, natürlich.
Das bleierne Grau des Wassers, der Horizont gefranst von
Kabelkranen, Schilfinseln und Hochhaussilhouetten; darüber der
bleigraue Himmel.
Zwei Dutzend Boote, weit auseinandergezogen.
Astrid lag an dritter Position.
Sie riskierte alles, weil sie gewinnen wollte, aber ich sah, daß
sie im besten Fall auf den zweiten Platz kommen konnte. Mehr
Chancen hatte sie nicht.
Auf irgendeine Weise freute es mich. Es war gut, daß sie
wieder einmal ihre Grenzen begriff. Es würde einen schlechten
Abend geben, wie jedesmal, wenn sie ihren Willen nicht
durchsetzen konnte, aber das nahm ich in Kauf.
»Sie schafft es!« rief Detlev auf einmal neben mir und riß die
Arme hoch. »Sie kommt vor, sie ist vorn, Papa!«
Ich nahm das Glas an die Augen.
Detlev hatte recht.
Irgendwas mußte sie bei der Wendung an der Boje angestellt
haben, was mir entgangen war, jedenfalls lag sie jetzt vorn.
Detlev und seine Freunde tanzten herum. »Sie schafft’s, sie
schafft’s!«
»Beruhigt euch. Ich sehe es.«
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