Blaulicht 193 - Siebe,
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Blaulicht
193
Hans Siebe
Der Tote im Strandbad
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin Berlin 1979
Lizenz Nr 409 160/102/79 LSV 7004
Umschlagentwurf: Günter Lück
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
622 354 1
00045
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Bruno Meisel stieg die Treppe zum Büro des Werkdirektors
empor und zögerte, bevor er mit den von Kalk staubigen
Schuhen den Teppichboden des Flures betrat. In Gedanken
formulierte er den ersten Satz. Auf den kam es an. Später fielen
ihm die richtigen Worte dann schon ein. Das leere Vorzimmer
durchschritt er eilig, klopfte an Wenzels Tür und trat ein, als eine
tiefe Stimme dazu aufforderte.
Der Werkdirektor des VEB Büromöbel blickte dem
Baubrigadier wohlwollend entgegen und zeigte einladend auf den
Besucherstuhl.
»Setzen Sie sich, Kollege Meisel!« Der Brigadier legte eine
Zeitung auf den Stuhlsitz, ehe er sich darauf niederließ.
»Zigarette?« Wenzel rückte ihm die Packung Semper hin.
Meisel schob sie zurück. »Vorm Frühstück nicht.«
Erst jetzt nahm er die Mütze ab, stülpte sie aufs rechte Knie
und kratzte verlegen seinen Kopf.
Wenn er seinem Ärger nicht gleich Luft machte, dann
verzischte der Zornesdampf, denn es fiel ihm schwer, sich der
sympathischen Ausstrahlung des wuchtigen Mannes hinter dem
Schreibtisch zu entziehen.
Wenzel setzte seine Brille ab und sah den Besucher fragend
an.
»Kreutz karrt den halben Bau ins Seehaus!« Meisel schnaufte.
Der Werkdirektor musterte ihn gereizt. »Mensch, Meisel, wir
waren uns doch über die Verfahrensweise einig. Der
Materialbedarf für die Halle ist so reichlich kalkuliert, daß es
noch für den Ausbau des Ferienheimes reicht. So gewinne ich
dreißig Ferienplätze zusätzlich, und für deinen VEB Hochbau
fällt da auch mal einer ab.«
»Egal. Bei mir ist der Riemen ’runter. Dafür stehe ich nicht
mehr grade. Macht Kreutz aus der alten Bauernkate ein
Hochhaus? Wenn ich ihm was sage, kommt er mir patzig. Er
gehört ja nicht zu meiner Brigade, der Herr Betriebsmaurer von
Büromöbel. Wer kontrolliert den überhaupt? Der macht doch,
was er will!«
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»Beruhigen Sie sich erst einmal, und ich rufe Kollegen
Hartmann, der ist für die Bauerei am Krugsee verantwortlich.«
Wenzel rückte die Semperpackung wieder zu Meisel hin. Der
lehnte diesmal nicht ab und steckte sich eine Zigarette an.
Der Werkdirektor führte ein knappes Telefongespräch mit
seinem Abteilungsleiter, der gleich darauf eintrat.
Jörg Hartmann war Anfang Vierzig. Aber seine sportliche
Figur und seine Bürstenfrisur ließen ihn jünger erscheinen.
Fragend blickte er zu Wenzel, dann zu Meisel.
»Nimm dir einen Stuhl, Jörg«, forderte Wenzel. »Kollege
Meisel beklagt sich, daß unser Maurer zuviel Material fürs
Ferienheim abzweigt. Was sagst du dazu?«
»Na hör mal, ich war vier Wochen zum Lehrgang und bin erst
seit drei Tagen wieder zurück. In diesem Zusammenhang schnell
eine Frage: Weißt du, wo Kreutz steckt?«
»Ich?« Wenzel zog das Wort in die Länge. »Woher soll ich das
wissen? Was ist denn mit ihm?«
»Er ist heute nicht gekommen. Das erste Mal, daß er montags
blau macht. Der Lieferwagen fehlt auch. Unbegreiflich. Auf
Kreutz ist doch sonst Verlaß.«
»Vielleicht ist er heute früh gleich zum Krugsee gefahren«,
vermutete Wenzel. Dann wandte er sich an Meisel: »So, und nun
erzählen Sie auch dem Kollegen Hartmann, was Sie so in Rage
versetzt hat!«
»Zum Beispiel die Fliesen! Kreutz hat am Freitag sechs
Bündel auf den Barkas geladen. Das sind dreihundert Stück.«
»Brauchen wir denn Fliesen fürs Ferienheim?« wandte Wenzel
sich an Hartmann.
»I wo«, antwortete der, »wir haben uns auf Kieselwaschputz
geeinigt.«
»Na also«, brummte Meisel. »Guckt mal dem Herrn ein
bißchen auf die Finger. Der fährt fuhrenweise Steine und Kies
weg.«
Jörg Hartmann wurde ärgerlich. »Haben Sie für Ihre
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