Blaulicht 207 - Teßmer,

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Blaulicht
207
Linda Teßmer
Lepinal
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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 1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin Berlin 1980
Lizenz Nr 409 160/118/80 LSV 7004
Umschlagentwurf: Wolfgang Theiler
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
622 456 0
00025
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»Da ist noch eine besonders schwierige Sache.« Koch hält seinen
Mitarbeiter zurück, der im Begriff ist, das Büro zu verlassen. »Da
müssen wir heute noch hin.«
Stender schiebt den Hut nach hinten und wirft dem Genossen
am Schreibtisch einen fragenden Blick zu. Hauptmann Koch
informiert in kurzen Zügen. »Gestern abend ist ein Hinweis
gekommen von einem Doktor Gude. Ein Patient ist gestorben.
Ihm fiel die Hautfarbe des Toten auf; dunkelblaurot, ins
Bräunliche schillernd.«
»Merkmale einer Barbitursäurevergiftung«, wirft Leutnant
Stender ein.
»Genau.« Koch nickt. »Die gerichtliche Sektion war heute
vormittag. Hier das Gutachten.« Er beugt sich über den Bericht
der toxikologischen Untersuchung und liest vor: »Der Mann ist
an einer Überdosis Lepinal gestorben. Die Analyse der
Magenflüssigkeit ergab Tee und Bier. Das Schlafmittel befand
sich im Bier, das der Tote etwa zwischen 19 und 20 Uhr zu sich
genommen hat. Der Tod ist im Schlaf eingetreten.« Koch lehnte
sich zurück. »Der Mann heißt Fischer, Herbert Fischer.«
»Wahrscheinlich ein Lebensmüder.« Stender sieht auf seine
Armbanduhr, es ist halb vier.
»Oder Unfall.« Koch steht auf. »Der Mann war krank.
Nervenkrank. Das bedeutet: behutsam vorgehen. Für die
Hinterbliebenen ist es so schon schwer genug.«
Seit zwei Tagen Dauerregen, es ist diesig und kalt. Unter dem
grau verhangenen Himmel wiegen sich die Baumkronen; das
letzte Laub schwebt herunter. Es dämmert schon, als der
Polizeiwagen das Haus erreicht, in dem Herbert Fischer wohnte.
Eine stille Gegend. Altneubauten. Dazwischen Spielwiesen mit
Sandkästen, Schaukeln und Turngeräten. Die Fischers wohnen
im vierten Stock.
Frau Fischer, das aschblonde Haar im Nacken zu einem
Knoten gedreht, klein, spillrig, mit geröteten Augen, die das
Ergebnis einer schlaflosen Nacht sind, mag um die Fünfzig sein.
Ihre Hand umschließt ein Taschentuch, an dem sie nervös
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herumknüllt. In ihrer Stimme schwingt eine große Müdigkeit.
»Sie sind, Sie sind…?«
»Von der Kriminalpolizei.« Koch lächelt entschuldigend.
Die Frau läßt kein Erstaunen erkennen. Mit einer knappen
Handbewegung nötigt sie ihre Besucher ins Wohnzimmer. In
der Luft hängt Geruch von Seife. Alles blinkt und blitzt. Der auf
Hochglanz geputzte Raum ist so sauber und aufgeräumt, daß er
geradezu ungemütlich wirkt. Kochs Blick bleibt an dem riesigen
Landschaftsgemälde über der Couch hängen, mittelmäßig
gemalt, viele Birken, Tannen, Wolken. Links unten ist das Bild
mit Herbert Fischer signiert. Während Frau Fischer Platz
anbietet, ruft sie: »Mücke!« Ein etwa zwanzigjähriges Mädchen
mit Jeans, zierlich, mit langen dunklen Haaren, kommt herein.
»Meine Tochter Marion«, erklärt Frau Fischer. »Montags hat
sie frei. Dafür ist der Salon sonnabends geöffnet. Kosmetik-
Salon Christine.«
Marion nickt den Kriminalisten zu. Auch ihre Augen sind
vom Weinen rot. Sie hockt sich auf den Rand eines Sessels
zwischen ihrer Mutter und den Männern von der K. Koch will
beginnen. Er versucht den richtigen Ton zu finden.
»Haben Sie bitte Verständnis dafür, daß wir einige Fragen
stellen müssen.«
»Er war krank. Geistige Verkalkung«, antwortet Frau Fischer
leise. »Sie verstehen – nervenkrank.«
Koch nickt. »Ich weiß. Die Ärzte nennen es Zerebalsklerose.«
»Eine Verhärtung zum Großhirn oder zu Großhirnteilen.« Es
klingt, als ob sie einen alten Text aufsagt. »Wir haben uns das
genau erklären lassen.«
»Ihr Mann«, fährt Koch vorsichtig fort, »ist an einem
Schlafmittel gestorben.«
Die Frau zuckt hilflos die Achseln. »Wir glauben…« Sie stößt
einen Seufzer aus, als müsse sie sich überwinden,
weiterzusprechen.
»Lassen Sie sich Zeit. Beruhigen Sie sich.« Koch sieht sie
freundlich an. »Sagen Sie, was Sie glauben.«
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