Blaulicht 208 - Siewierski,

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Blaulicht
208
Jerzy Siewierski
Friedhofsbekanntschaft
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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 Originaltitel: Tam, gdzie przychodzą umarli
© Krajowa Agencja W ydawnicza, W arschau • 1978
Aus dem Polnischen von W aldemar Dege
1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1981
Lizenz-Nr.: 409-160/101/81 · LSV 7224
Umschlagentwurf: Gerhard Bunke
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung: (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
622 388 3
00045
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Zweiundzwanzig Uhr dreißig
Marta weckte mich. Lange konnte ich nicht geschlafen haben.
Um halb zehn war ich ins Bett gegangen, hatte noch meine
eheliche Pflicht erfüllt, bin dann unter das Federbett gekrochen
und schnell in Schlaf gesunken. Draußen stürmte es, Regen fiel,
der ganze Tag war die reinste Schwerstarbeit gewesen; ich schlief
wie ein Murmeltier. Marta schüttelte mich an den Armen, zog
mir das Federbett weg und rüttelte wieder an mir. Als ich
schließlich ein wenig zu mir kam, begriff ich, daß sie mich aus
dem Bett zwingen wollte.
»Steh auf!« sagte Marta. »Es klopft!«
Tatsächlich. Der Hund jaulte, als zöge man ihm das Fell ab,
und irgendwer hämmerte wild gegen die Haustür.
»Mach schnell«, trieb mich Marta an, »sonst wachen die
Kinder auf…«
Ich hatte nicht die geringste Lust aufzustehen, aber da war
wohl wenig zu machen… Ich arbeitete mich unter dem
Federbett hervor, schaute unwillkürlich zum Wecker, kleidete
mich notdürftig an und ging in den Hausflur. Dabei ahnte ich
schon, daß ich nicht so bald wieder ins Bett, an die Seite der
warmen, verschlafenen Marta zurückkehren würde. Nicht zum
ersten Mal holte man mich so heraus, und von weiterem Schlaf
war danach nie die Rede gewesen. Das brachte nun einmal mein
Beruf mit sich. Zum Glück kam es nicht oft vor.
Bevor ich die Tür öffnete, sagte ich halblaut: »Moment,
Moment! Ich mach’ schon auf.«
Ich öffnete. Jäh brachen Wind, Kälte und Regen in den Flur
herein und mit ihnen Frau Maciaszkowa und Herr Maciaszek:
Sie verweint und auch er irgendwie verstört. Das Wasser lief
ihnen aus den Kleidern, und sie schleppten Schlamm in den
Flur.
»Was ist passiert?« fragte ich und wußte plötzlich, daß die
Sache wichtig war.
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Die Maciaszeks gehörten nicht zu den Leuten, die einen
Menschen grundlos belästigten und wegen irgendeiner
Kleinigkeit aus dem Bett holten.
»Ein Unglück, Herr Komorowski«, preßte die Maciaszkowa
aus sich hervor und begann wieder zu weinen. »Ein großes
Unglück, Witek ist verschwunden…«
Witek war der jüngste Sohn der Maciaszeks. Er ging mit
meiner Halina in dieselbe Klasse. Ein magerer, gedrungener
Junge, rothaarig und sommersprossig wie der alte Maciaszek. Er
war ein schrecklicher Lausebengel. Fräulein Kowalówna, die
Klassenlehrerin, hatte mit ihm viel Kummer, aber zur
Zeugnisausgabe lobte sie ihn im Grunde: »Das ist ein sehr
lebendiges und intelligentes Kind«, sagte sie. »Er lernt mühelos
und hilft sogar noch anderen. Wenn er nur ein wenig ruhiger
wäre…«, und der alte Maciaszek, der wie ich keine
Zeugnisausgabe versäumte, ärgerte sich und brummte: »Ich
werde ihm das Fell in Streifen vom Leib schneiden, daß ihm die
Unruhe vergeht.« Fräulein Kowalówna erklärte dem alten
Maciaszek, daß es so nicht ginge, daß man ein Kind liebevoll und
pädagogisch behandeln müsse. Maciaszek tat, als höre er zu,
nickte bejahend, dachte sich aber sein Teil, und fast nach jedem
Zeugnis gab er dem Hosenriemen Arbeit.
»Wie denn verschwunden…?« fragte ich und trat von einem
Fuß auf den anderen; die Tür stand immer noch offen, eine
Hundekälte kam von draußen herein.
»Na ja, er ist nicht da«, sagte Maciaszek. »Wir haben
Abendbrot gegessen, hören Radio, und auf einmal gucken wir,
und Witek ist nicht da. Gegessen hat er noch, dann plötzlich…
wie ein Stein ins Wasser… Wir wollen schlafen gehn, und Witek
ist weg…«
»Und hat Ihnen nicht gesagt, wohin er geht?«
»Kein Wort. Ich hab’ nicht mal gehört, daß er wegging.«
»Vielleicht hat er sich irgendwo in der Nähe des Hauses
versteckt?« fragte ich, obwohl ich annehmen konnte, daß sie mit
Sicherheit alles durchsucht hatten.
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