Blaulicht 226 - Weber,

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Blaulicht
226
Karl Heinz Weber
Auf eigene Faust
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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 1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1983
Lizenz-Nr.: 409-160/154/83 · LSV 7004
Umschlagentwurf: Gerhard Bunke
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung: (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
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»Zieh dich an!« befahl der Mann.
Das Mädchen zog den Slip und die Strumpfhose hoch, danach
die Jeans. Ihre Hände zitterten, und sie fand nicht das
Knopfloch der Hose. Sie ließ den Bund offen und schloß nur
den Reißverschluß. Das Herz schlug ihr bis zum Halse, und sie
glaubte ersticken zu müssen. Sie spürte die Nässe nicht; nicht
den Regen, der über ihr Gesicht lief und sich mit den Tränen
mischte, und nicht die klebrige Feuchtigkeit zwischen ihren
Beinen. Selbst den Schmerz spürte sie nicht mehr. Da war nur
noch dieser wahnsinnig wilde Herzschlag, der ihr den Atem zu
rauben drohte.
Sie stand, wie ihr befohlen worden war, mit dem Gesicht zur
Wand, der Mann dicht hinter ihr. Er griff unter ihren Pullover
und hakte den Büstenhalter ein. Seine Hände waren kalt, und sie
schauderte zusammen. Er faßte sie an die Brust, aber der Griff
war schlaff, gesättigt und ohne Begierde. Dann spürte sie seine
Hand in ihrer Gesäßtasche, wo neben dem Kamm ihr
Personalausweis steckte.
Der Mann nahm ihn heraus. »Ilona Habstedt«, las er vor. Er
war etwas zurückgetreten, um das Licht einer Straßenlaterne
auszunutzen. »Wie ruft man dich? Lony?«
Das Mädchen nickte.
Der Mann blätterte weiter. »Fruchtstraße fünfundzwanzig.
Wohnst du allein dort?«
»Mit meiner Mutti.« Sie bekam die Worte kaum heraus vor
Angst und Atemnot.
»Wenn du etwas erzählst, mache ich dich fertig. Ich kenne
deine Adresse und finde dich. Ist das klar?« Er packte sie am
Nacken und stieß ihren Kopf gegen die Wand. Einmal, zweimal.
Es war der gleiche Griff, mit dem er sie in diesen Kellereingang
geschleift hatte. »Ob das klar ist?«
»Ja.«
Der Mann ließ den Ausweis fallen. Mit beiden Händen
umklammerte er ihren Hals. Als sie keine Luft mehr bekam und
zur Seite kippte, lockerte er den Griff.
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»Hör genau zu: Wenn du ein Wort sagst, wenn ich
deinetwegen Ärger bekomme, bringe ich dich um! Und selbst
wenn ich ins Kittchen muß; mal bin ich wieder draußen! Das
war eben ein kleiner Vorgeschmack, das nächste Mal mache ich
Ernst. – Los, heb auf.« Er drückte ihren Kopf und ihren
Oberkörper nach unten. Keuchend brach sie in die Knie. Als sie
den Ausweis nehmen wollte, trat er sie, daß sie vornüber fiel.
Das Mädchen erhob sich mühsam. Sie öffnete den Mund,
bekam aber keinen Ton heraus. Sie stützte sich an der Wand ab
und lehnte sich an. Dabei sah sie das Gesicht des Mannes.
Wenige Sekunden nur, denn er schlug sofort zu. »Du sollst dich
umdrehen!« Aber der kurze Blick hatte genügt; sie kannte das
Gesicht.
Der Mann stieß sie die paar Stufen der Treppe hoch. Er
schaute sich um. Kein Mensch war weit und breit zu sehen.
»Hau ab! Und wehe, du spionierst mir nach.«
Ilona Habstedt wankte los. Sie taumelte und stolperte an den
Häuserblocks entlang, zur Straße vor. Ihre Schritte wurden
schneller, immer schneller, sie lief, sie rannte wie eine Verfolgte,
und sie wimmerte und stöhnte auf dann und wann…
»Bei Vergewaltigung geht es um Fausthiebe, Würgegriffe und
Messer an der Kehle; um Lebensangst geht es. Dazu kommen
Demütigungen, Erniedrigungen und Beschimpfungen. Nur in
der Phantasie, in Träumen sind Vergewaltigungen mit
Leidenschaft und Liebesspiel verbunden.«
Oberleutnant Fülfe stand an die Tür gelehnt, die Hände auf
dem Rücken, und dozierte. Sein einziger Zuhörer war
Unterleutnant Kress.
»Und der Täter, mein Lieber, das ist kein Held mit der
Ausstrahlung eines Robin Hoods oder Sandokans, keiner, der
mit einem Zauber oder einem Geheimnis umgeben ist. Der
heroische Vergewaltiger, der ›sich nimmt, was er will, wenn er
will‹, ist Legende, ist ein falscher und gefährlicher Mythos.
Vergewaltigung ist ein stumpfes, dumpfes, häßliches und
bösartiges, ein verabscheuungswürdiges Verbrechen, und so sind
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