Blaulicht 231 - Siebe,
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Blaulicht
231
Hans Siebe
Der Tote
im fünften Stock
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1984
Lizenz V 409 160/111/84 LSV 7004
Umschlagentwurf Gerhard Oschatz
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
622 607 2
00025
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Es mutete merkwürdig an, entbehrte aber nicht einer
gewissen Logik, daß Hauptmann Anders an manchen
Tagen Ereignisse vorausahnte, die dann ausblieben, an
anderen jedoch, sich auf tristen Alltag einstellend, von einer
unerwarteten Begebenheit überrascht wurde wie an diesem
Montag, dem 4. Mai 1981.
Es war vormittags gegen 10 Uhr 30, als die
Kriminaleinsatzgruppe mit dem Barkas-Bus losgeschickt
wurde. Nach einer halbstündigen Fahrt bog der Wagen auf
ein Baugelände ein, und sofort wußte Anders Bescheid. Die
Strecke kannte er in- und auswendig; jeden Tag fuhr er mit
der S-Bahn daran vorbei. Es war kein Jahr her, da sah man
hier nur eine Grube, so groß wie ein Fußballplatz. Und nun
stand das Gerippe eines Büroriesen schon vormontiert bis
zum sechsten Geschoß. Wo künftig die Fahrstühle laufen
würden, war klar zu erkennen, das markierten die
Stahlträger, die wie Linien auf einer Strichzeichnung
wirkten.
Major Weidlich und Hauptmann Anders sprangen aus
dem Fahrzeug; mit seinem grünen Anorak und dem
gleichfarbigen Hut ähnelte der Major einem Forstmann.
Ein Hüne von zwei Metern, mit schwarzer
Manchesterhose, ebensolcher Weste und auf dem Kopf
einen zitronengelben Schutzhelm, kam ihnen entgegen.
Der gewiß nicht kleine Weidlich sah zu ihm auf. „Wo?“
„Im Fünften. Im Nordflügel.“
„Sind Sie der Bauleiter?“ fragte Hauptmann Anders.
Der Hüne schüttelte den Kopf. „Der ist heute nach
Dresden gefahren. Ich bin Brigadier. Miersch, Alfred
Miersch. Wie das passieren konnte! Zwei achtzig – das ist
doch keine Höhe. Und von einem vierziger Doppel-T-
Träger!“
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Die Männer überquerten den Bauplatz, vorbei an
Materialstapeln und Schuppen, Brigadier Miersch war
immer einen halben Schritt voraus.
„Nichts verändert worden?“ fragte Weidlich. Typisch,
dachte Anders, immer kommt der Alte gleich auf den
Punkt.
Miersch schüttelte den Kopf und ruckte an seinem Helm.
„Er liegt so da, wie er…“
„In etwa zwanzig Minuten kommt der Staatsanwalt“,
sagte der Major, „veranlassen Sie, daß ihn jemand
rauffährt.“
Der Brigadier starrte Weidlich erstaunt an. „Den
Staatsanwalt?“
„In solchen Fällen immer.“
Der Rettungswagen rollte an den Männern vorbei und
stoppte. Der Arzt und die Kriminalisten tauschten einen
Händedruck. Der Brigadier Miersch instruierte einen
Bauarbeiter, den Staatsanwalt zu erwarten, und nickte
auffordernd dem Major, dem Hauptmann und dem
Gerichtsmediziner zu, die ihm in den Neubau hinauf
folgten. Die beiden Träger mit der Bahre bildeten den
Schluß.
Obwohl in jedem Stockwerk die Betondecken bereits
eingezogen waren, erforderten die provisorischen
Holztreppen, daß schwindelfrei war, wer hier heraufstieg.
Auf der Treppe zum vierten Geschoß faßte Anders in
etwas Klebriges. Es war Farbe – Penetriermittel. Auch die
Hose bekam einen Wisch ab. Der Brigadier entschuldigte
sich. Am Morgen war eine Büchse ausgekippt und die
Stiege noch nicht gesäubert worden.
Im fünften Stock trafen sie auf eine Gruppe von vier
Männern, die verstört den Toten umstanden; einen jungen,
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