Blaulicht 235 - Ansorge,
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Blaulicht
235
Horst Ansorge
Verwischte Fährten
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin Berlin 1984
Lizenz Nr 409 160/115/84 LSV 7004
Umschlagentwurf Erhard Grüttner
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
622 612 8
00045
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I.
Heut kam es ihm besonders ruhig vor – obwohl sich
nachts hier draußen nie viel bewegte, weder auf den
Straßen noch in den Häusern, die Fenster alle finster,
kaum mal ein spätes Auto, meist eine eilige Taxe, selten
Fußgänger. Von den Straßenlaternen brannte nur jede
zweite. Sparmaßnahmen. Das Licht reichte auch aus.
Zwar nicht zum Lesen – aber zum Laufen.
Ein Hund bellte. Aber weit weg. Hinten auf einem der
Gartengrundstücke.
Silke wollte einen Hund. Aber wie mochte so einem
Vierbeiner in einer Stadtwohnung im dritten Stock
zumute sein?
Tierquälerei, dachte er. Aber Silke schien es ernst zu
meinen mit dem Wunsch, einen Hund zu besitzen. Und
auch mit ihrer Liebe zu ihm. Dabei kannten sie sich erst
seit vier Wochen. Liebe auf den ersten Blick? Fast hatte er
so etwas wie Enttäuschung empfunden, als das so schnell
ging mit der schlanken Blondine. Gleich am ersten Abend
blieb er für die Nacht. Aber dann merkte er, daß dieses
Mädchen gar nicht so erfahren war, wie sie getan hatte.
Also auch bei ihr – Liebe auf den ersten Blick? Jedenfalls,
sie gefiel ihm, und das nicht nur im Bett, auch so – wie sie
redete und was sie sagte. Bloß ihre Arbeit – Serviererin –,
die schmeckte ihm ganz und gar nicht. Darüber war es
zum ersten Krach gekommen. “Eine ehrliche Arbeit”,
hatte sie erst erstaunt und später wütend betont. “Und
schwer dazu…” Das mochte alles sein. Aber das
Kneipenmilieu…
“Speisegaststätte bitte”, hatte sie ihn korrigiert.
Meinetwegen, dachte er und grinste.
Jedenfalls wollte er sie seiner Mutter vorstellen. Wie das
klang. Bißchen altmodisch. Aber immerhin ein Angebot.
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Bisher hatte er das nur mit einem seiner Mädchen
gemacht, sie mit zu Muttern genommen. Mit Sabine,
seiner großen Jugendliebe. Das lag schon über drei Jahre
zurück. Serviererin… Aber vielleicht schuf gerade diese
Tätigkeit bei Silke das Verständnis für seinen
“Schichtdienst” rund um die Uhr, Woche und Sonntag
immer bereit sein. Ein Scheißspiel – daran waren einige
von ihm ernstgemeinte Liebschaften gescheitert. Die eine
wollte grundsätzlich keinen “Bullen”, wie sie betonte.
Eine Urlaubsbekanntschaft, und als die seinen Beruf
mitbekam, war er sie auch schon los. Und ein, zwei
andere, die stießen sich dann an seiner Dienstzeit. Und
der Bereitschaft.
Aber Silke verstand das. Und das gab ihm in der Sache
den entscheidenden Ruck. Er hatte sie nach Hause
eingeladen. Zu Sonntag, in die Kleingartenanlage in
Bindigs Familienlaube.
Vor ihm in der Gundlachstraße wendete ein Auto. Das
Scheinwerferlicht huschte über die Fassaden der drei- und
vierstöckigen Altbauten. In der Seibtstraße lief ein
Pärchen. Haben die es aber eilig! Da schien noch ein
Dritter im Spiel. Ein Eifersüchtiger, der die beiden
verfolgte? Er griente.
Vielleicht sollte er Silke doch noch nicht zu Mutter
mitnehmen? Unwillkürlich beschleunigte er seine Gangart.
Dann hörte er jemanden hinter sich, eilig wie ein
Dauerläufer, mit Turnschuhen. Also ein junger Bursche.
Die Dinger waren ja Mode. Sie trugen sich wahrscheinlich
bequemer als sein Schuhwerk.
Als er an der Laterne vorüber war, drehte er sich um
und blieb stehen. Tatsächlich – ein junger Mann, fast im
Laufschritt und im dunklen Trainingsanzug. Ein
sonderbarer Vogel – machte der nachts seinen
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