Blaulicht 252 - Möckel,

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Blaulicht
252
Klaus Möckel
Das Stromzellverfahren
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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 1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1986
Lizenz Nr.: 409 160/206/86 LSV 7004
Umschlagentwurf Gerhard Bunke
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
622 700 8
00025
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I.
Es regnete. Neugold zog die abgewetzte Lederjacke enger um
die Schultern und die flache Kordmütze tiefer in die Stirn. Er
fühlte sich unbehaglich in seiner Kleidung, aber er hatte die
älteren Sachen mit Absicht aus der Tiefe der Schränke
hervorgeholt. In dieser Gegend brauchte niemand etwas von
seinem geachteten Rang und dem Professorentitel zu wissen.
Eine enge, vorsintflutlich gepflasterte Straße,
zusammengedrückte Altbauten, von denen der Putz bröckelte.
Neugold wußte natürlich, daß es solche Viertel gab, doch er
hatte lange Zeit keinen Fuß hierher gesetzt. Sein Haus lag im
Grünen, sein Institut im Zentrum, wo in den letzten Jahren viel
Neues entstanden war. Höchstens, daß die Betriebe, mit denen
er der Praxis wegen Verbindung hielt, zum Teil in ähnlich
verrußten und alten Gebäuden untergebracht waren.
Ein Hoftor, daneben kaum lesbar die Nummer 12, hier mußte
es sein. Rechts, das zweite Seitengebäude, hatte Watermanns
geschiedene Frau gesagt, und der Professor folgte ihren
Angaben. Früher ist man mit Pferden über solche Höfe geritten,
dachte er flüchtig, als er an einer Mauer ein Wagenrad angenagelt
sah. Als Schmuck unter einem Fenster. Jetzt gab es statt der
Ställe Garagen und ein verbeultes Auto. Doch die beiden
Hausflügel schienen bewohnt. An einigen Fenstern waren
Gardinen angebracht.
Unten, gleich an der ersten Tür, ein Aluminiumschild: I.
Watermann. Einen Augenblick zögerte Neugold, noch konnte er
zurück. Aber er hatte sich die Sache lange genug überlegt und
ausreichend Gründe für diesen Besuch. Oder Versuch, wie man
es immer betrachtete.
Auf sein Klopfen hin kam keine Antwort, dann, beim zweiten
Mal, ertönte ein Brummen. Neugold nahm es als Aufforderung,
einzutreten, und öffnete vorsichtig die Tür. Eine kleine,
halbdunkle Diele, an die sich ein offenbar größerer, besser
erleuchteter Raum anschloß. »Hallo«, sagte der Professor und
versuchte, sich zu orientieren. Zunächst blieb alles still, dann
erwiderte eine knurrige Männerstimme: »Wer ist da?« Ohne
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Antwort zu geben, durchschritt Neugold nun entschlossen die
Diele und trat in die Türöffnung. Betont forsch sagte er: »Ein
seltener Gast.«
Der Raum bekam nicht nur durch ein Fenster Licht, sondern
auch von einer Stehlampe. Gleichzeitig war er jedoch von
bläulichem Zigarettenrauch erfüllt, der nur durch die Tür
abziehen konnte, die Neugold jetzt mit seiner Gestalt blockierte.
Auch nach Alkohol roch es. Der Professor brauchte nicht lange
zu überlegen, weshalb. Neben einer Liege, auf der sich ein Mann
in Trainingshose und gestreiftem Hemd halb aufgerichtet hatte,
um dem Besucher entgegenzusehn, stand eine zu zwei Dritteln
geleerte Schnapsflasche.
»Du«, sagte Watermann mit einer vor Ungläubigkeit japsenden
Stimme, »das gibt es nicht.«
»Es stimmt schon«, erwiderte der Gast.
»Du wagst es, hierher zu kommen?«
»Was heißt wagen? Nach all den Jahren. Einer mußte ja den
ersten Schritt tun.«
Der andere setzte sich nun richtig auf, er nahm die Beine von
der Liege. Obwohl er dabei an die Schnapsflasche stieß, machte
er keinerlei Anstalten, sie wegzustellen. Er schniefte verächtlich:
»Es gibt keine Gründe für einen ersten Schritt.«
»Wirklich nicht? Wenn ich mir anschaue, wie du hier lebst.
Ein so begabter Mann.«
»Ich lebe, wie ich lebe. Anständiger als mancher
hochdekorierte Pseudoentdecker.«
Neugold seufzte und schüttelte betrübt den Kopf. »Immer
noch der alte Groll. Aber wir sollten endlich vernünftig
miteinander sprechen. Darf ich mich setzen?«
»Besser, du gehst wieder. Ich möchte wissen, weshalb ich dich
nicht hinauswerfe.«
»Darf ich mich setzen?« wiederholte der Professor.
»Ja doch. Nimm dir einen Stuhl. Du nimmst dir sonst ja auch,
was du willst. Und ohne zu fragen!«
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