Blaulicht 253 - Günter,
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Blaulicht
253
Helmut E. Günter
Ein betäubender Duft
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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Die Geschichte ist erfunden. Ähnlichkeiten mit Personen und tatsächlichen
Ereignissen wären zufällig.
1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1986
Lizenz Nr.: 409 160/207/86 LSV 7004
Umschlagentwurf Peter Bauer
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
622 701 6
00045
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1
Im rötlichen Schein der Straßenbeleuchtung wirkte das Dreieck
des Kleistplatzes sehr friedlich. Grau schimmerte die von
niedrigen Hecken umrahmte Büste des Dichters herüber.
»Halt mal an!« forderte VP-Meister Behrendt seinen Kollegen
hinter dem Steuer auf, gerade als der den Funkstreifenwagen
nach rechts lenkte, um das Dreieck in seinem spitzen Winkel
wieder zu verlassen. »Guck mal da ’rüber!«
Polesky, der Fahrer, blickte unbeirrt geradeaus und schaute
erst zur Seite, nachdem er unmittelbar vor dem
Fußgängerschutzweg am Gitter gehalten hatte. Auch Horst
Brunow, der bequem zurückgelehnt im Fond saß; zeigte keine
übermäßige Neugier, als er den Kopf in die von seinem
Vorgesetzten angegebene Richtung wandte. Was gab es an einem
stillen Sonntagabend im Oktober kurz vor halb zehn auf dem
ebensogut beleuchteten wie menschenleeren Platz zu sehen? Die
Nase fehlte der Porträtbüste schon so lange, wie Brunow hier
auf seinen Streifenfahrten vorüberrollte, also seit mindestens
zwei Jahrzehnten.
Brunow mochte den Streifenführer Jürgen Behrendt, der seit
sechs Monaten den Platz rechts vorn innehatte, doch um nichts
in der Welt hätte er seine Sympathie offenbart. »Sehe nichts«,
brummte er, die linke Hand aber bereits am Türgriff. Dieser
diensteifrige Behrendt tat wieder einmal, als wären sie im
nächtlichen Chicago unterwegs. Seine Beobachtungsgabe hatte
sich allerdings in dem vergangenen halben Jahr als
bemerkenswert erwiesen. So ließ Brunow noch einmal seinen
Blick an dem nasenlosen Kopf vorbeischweifen und meldete
schließlich: »Steht einer im Parkverbot.«
»Genau.« Behrendt spähte zu dem Wagen, einem
dunkelgrünen Lada, hinüber, der mit abgeblendeten
Scheinwerfern wenige Meter vor der Einmündung der
Bebelstraße in die Bergstraße stand, die den Platz nördlich
begrenzte und zum Neubauviertel auf dem Weidberg
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hinaufführte. »Der hat schon vor fünfzehn Minuten dort
gestanden, als wir zur Sparkasse abbogen.«
Ohne eine Aufforderung abzuwarten, fuhr Polesky zügig an
und umrundete die Spitze des verlassen daliegenden Platzes in
schwungvollem Bogen, obwohl der geradeaus weisende Pfeil an
dieser Stelle eindeutig das Linksabbiegen verbot.
Der Motor des Lada tuckerte ruhig im Leerlauf, und das
sicherlich seit geraumer Zeit, wie die Duftwolke um das
Fahrzeug verriet. Brunow registrierte sie mit Unwillen. Gerüche
störten ihn zunehmend, seit er sich das Rauchen abgewöhnt
hatte.
Er trat an den Wagen heran, stützte sich mit der linken Hand
auf die Motorhaube und beugte sich hinunter, um dem Mann ins
Gesicht zu blicken, der hinter dem Steuer saß. Der schien
tatsächlich eingeschlafen zu sein. Nicht einmal unsanft klopfte
Brunow mit seinem gutgepolsterten Fingerknöchel gegen die
Türscheibe, die eine Handbreit heruntergelassen war.
»Guten Abend«, sagte er, »Sie befinden sich hier im
Parkverbot.«
Behrendt, der seinen Kontrollgang um den Lada beendet
hatte, blieb neben Brunow stehen. Sein Gesicht drückte – wie
bei allem, was Brunow auch immer tat – stille Mißbilligung aus.
Der Mann im Wagen saß weit zurückgelehnt, den Kopf
beinahe auf der Lehne des Beifahrersitzes. Ein älterer Mann,
bekleidet mit hellem Oberhemd, Krawatte und dunklem Jackett,
mehr vermochte Brunow nicht zu erkennen. Das Licht der
nächsten Quecksilberdampflampe fiel schräg von hinten auf den
Wagen und blendete ihn. Ungeduldig zerrte er am Türgriff des
Lada. »Guten Morgen!« polterte er. »Hauptwachtmeister
Brunow. Nun zeigen Sie uns bitte Ihren Führerschein und die
Fahrzeugpapiere.«
Aus dem Wageninnern schlug ihm ein süßlicher Geruch
entgegen. Aha, Alkohol! So sah der Mann auch aus. Er schien
völlig hinüber zu sein. Brunow packte ihn fest an der Schulter,
zog die Hand aber gleich wieder zurück.
»Nun?« fragte Behrendt.
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