Blaulicht 268 - Slowin,

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Blaulicht
268
Leonid Slowin
Ohne Zorn und Vorurteil
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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 Originaltitel:
Aus dem Band
© Verlag Moskau 1985
Aus dem Russischen von Erika Pietraß
Für Blaulicht gekürzt
1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1988
Lizenz Nr.: 409 160/206/88 LSV 7204
Umschlagentwurf: Jörn Hennig
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
622 805 1
00045
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Aus dem Vernehmungsprotokoll des Verdächtigen
»… Seit dem Mord ist eine Woche vergangen. Ich stecke immer noch in
der Sackgasse und brauche Hilfe. Besonders von denen, die dem Toten
nahestanden.«
»Aber in welcher Weise? Was wir wußten, ist Ihnen bekannt.«
»Wo waren Sie am vierzehnten?«
»Das heißt, am Mordtag? Das fragen Sie mich? Mich?«
»Ich mache keine Ausnahmen. Entschuldigen Sie.«
»Also gut. Das war ein Dienstag… Ich wachte auf, als der Wecker
klingelte. Wie gewöhnlich. Lief ins Bad. Zog mich an, wärmte mein
Frühstück. Trank Tee. Dann fuhr ich zur Arbeit.«
»Wer hat Sie früh gesehen? War der Junge wach?«
»Als ich loswollte, ging er zur Toilette.«
»Haben Sie miteinander geredet?«
»Mit ihm? ›Guten Morgen!‹ ›Grüß dich!‹ Mehr nicht.«
»Wie sind Ihre Beziehungen?«
»Vertrauensvoll. Das ist die Hauptsache! Natürlich nicht so, wie
zwischen ihm und seiner Mutter. Sie scharwenzelt ja von früh bis spät um
ihn rum.«
»Was hatten Sie an?«
»Meine Kutte.«
»Diese hier?«
»Ich hab nur die eine… Dazu den Anzug. Den ich jetzt trage.«
»Was für Arbeit hatten Sie am vierzehnten?«
»Wie immer. Jeden Tag dasselbe.«
»Und weiter?«
»Ich blieb bis Schichtende. Beim Nachhauseweg ging ich noch in ein
Lokal, auf ein Bier. Man ahnt doch nicht, wann ein Unglück passiert! Das
ist alles.«
»Sie haben Kratzer im Gesicht. Rechts.«
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»Das?
War
der
Hund.
Ein
Zeichen
freundschaftlicher
Aufmerksamkeit.«
»Auch am vierzehnten?«
»Weiß ich jetzt nicht.«
»Das müssen wir dem Gerichtsmediziner zeigen. Besinnen Sie sich
genauer auf das Datum.«
»Vielleicht war es der sechzehnte. Wenn es nicht wehtut, achtet man
nicht drauf. Eher der fünfzehnte.«
»Ich halte es für notwendig, Ihre Kutte zu untersuchen.«
»Soll ich sie ausziehen?«
»Erst im Beisein der Zeugen. Und nun beginnen Sie bitte von vorn.
Versuchen Sie, sich besser zu erinnern. Nach meinen Informationen blieben
Sie an jenem Tag der Arbeit fern…«
Doch das war später.
Vierzehnter März. Tatort
Es schien, als wollten die Flachdächer von Viršuliškes niemals
auftauchen.
Aus dem Sprechfunkgerät neben dem Vordersitz quarrten
Stimmen: »… Einen Minderjährigen?« – »Ja. Einen Jungen. In
seiner Wohnung. Die Einsatzgruppe ist unterwegs. Sie muß
gleich dort sein.« – »Wer leitet sie?« – »Oberjustizrat Genovaitė
Šivenė,
Oberuntersuchungsführer
der
Städtischen
Staatsanwaltschaft…«
Es wurde gerade erst dunkel.
»… Der Täter kann noch Spuren eines Kampfes tragen«,
klang es aus dem Gerät. »Achten Sie auf Schrammen oder
Blutflecken. Es ist nicht auszuschließen, daß der Gesuchte sich
im abgeriegelten Gebiet befindet. Ich wiederhole…«
Vorn erschienen die ersten Häuser. Genovaitė blickte auf die
Uhr. Jetzt war es nicht mehr weit. Der Fahrer schaltete das
Blaulicht aus und tauchte in das Labyrinth der Höfe und
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