Blaulicht 279 - Eik,
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Blaulicht
279
Jan Eik
Goldene Hände
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1990
Lizenz Nr.: 409 160/201/90 · LSV 7004
Umschlagentwurf: Stephan Köhler
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung: Druckzentrum Berlin Grafischer Großbetrieb
622 901 1
00025
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1.
Günther Overbeck betrachtete mißtrauisch seine Wohnungstür.
Am Schließblech fehlte eine der vier Schrauben, und die anderen
waren locker, das spürte er sofort, als er den Aluminiumknauf
anfaßte. Mit einem unguten Gefühl steckte er den Schlüssel ins
Schloß: Die Tür war nicht abgeschlossen!
»Hanna?« rief Overbeck in den Flur hinein, obwohl er wußte,
daß seine Frau um diese Zeit unmöglich zu Hause sein konnte,
mittags um halb zwei, wenn er von der Frühschicht kam. Und
Robert hatte donnerstags bis sechzehn Uhr PA, Produktive
Arbeit, oder was man in dieser Gießerei dafür hielt: Ofentüren
stapeln…
Ob Robert mit dem Schloß nicht zurechtgekommen war?
Dann allerdings zum erstenmal in neun Jahren. Nur einmal hatte
der Junge den Schlüssel verloren. Vorsichtshalber hatte
Overbeck die fipsige Einbausicherung ausgewechselt und sich
vorgenommen, endlich ein zusätzliches Sicherheitsschloß zu
installieren. Es war bei der Absicht geblieben. Roberts Schlüssel
fanden sich im Umkleideraum der Turnhalle an.
Im Korridor sah es aus wie immer; das war beruhigend.
Vielleicht hatte Robert in seiner üblichen morgendlichen Hast
die Schlüssel vergessen, die Tür hinter sich zugeschlagen und
sich dann noch einmal Zugang zur Wohnung…
Erstarrt blieb Günther Overbeck in der Wohnzimmertür
stehen. Kein Zweifel, hier war ein Fremder am Werk gewesen,
einer, der eilig alle Türen der Schrankwand geöffnet, die
Schubfächer herausgezogen und durchwühlt, den Inhalt des
einen gar in den geräumigen Sessel entleert hatte. Hanna würde
der Schlag treffen bei dem Anblick.
Mit fliegenden Händen machte Günther Overbeck sich über
seine Besitztümer her, im ersten Moment kopflos vor Zorn, daß
ausgerechnet er das Opfer eines so primitiven Einbruchs
geworden war. Was hatte der Täter mitgenommen?
Erst allmählich gelang es ihm, die Angelegenheit ein wenig
nüchterner zu betrachten. Im Fernsehen sah er oft genug
Krimis. Zu oft, fand Hanna. Wie verhielt man sich da in einer
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solchen Situation? Nichts berühren am Tatort. Kriminalpolizei
verständigen!
Einen eigenen Telefonanschluß hatte Overbeck nicht, und
Damaschke, der Nachbar, der einen besaß, war um diese
Tageszeit natürlich nicht zu Hause. Immerhin gab es im
Sockelgeschoß des Hochhauses seit zwei Jahren eine Art
Telefonzelle, und wunderbarerweise funktionierte der Apparat.
Als Overbeck die 110 wählte, meldete sich eine
vertrauenerweckende Stimme mit »Volkspolizei«.
Der Leutnant, der eine gute halbe Stunde später bei ihm
klingelte, flößte ihm weit weniger Vertrauen ein, doch darauf
kam es jetzt nicht an. Der Kriminalist wirkte ein bißchen
abgespannt, ebenso, wie Overbeck sich im Augenblick selber
fühlte, nach der vierten Frühschicht. Der Leutnant fragte wenig
und guckte sich in aller Seelenruhe um. Ab und an nickte er, als
habe er das alles schon einmal – oder gar viele Male? dachte
Overbeck erschrocken – gesehen und gehört und finde hier nur
eine Sachlage bestätigt, die er längst kannte.
»Gut, daß Sie so schnell gekommen sind«, sagte Günther
Overbeck, als wollte er mit diesem Lob den griesgrämigen
Leutnant erfreuen. »Ich kann es noch immer nicht fassen. Man
sieht es dem Schloß kaum an, bis auf die fehlende Schraube.
Und die lag hier auf dem Boden.«
Der Kriminalist, der die Tür und das Schieß bereits
fotografiert hatte, hantierte jetzt mit einem Pinsel und einem
Pülverchen am Schließblech. »Zweifellos mit einiger
Geschicklichkeit vorgegangen…«, brummelte er.
»Geschicklichkeit ist gut! Wenn meine Frau von der Arbeit
kommt und unser Wohnzimmer sieht, fällt sie glatt in
Ohnmacht.«
Der Leutnant indes schien den Anblick, der sich ihm bot,
nicht sonderlich aufregend zu finden. Nachdem er auch hier
fotografiert und die Fingerspuren mit einer Klebefolie gesichert
hatte, setzte er sich an den Couchtisch und begann ein Formblatt
auszufüllen.
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