Blaulicht 280 - Plath,

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Blaulicht
280
Hariette Plath
Eine verzwickte Sache
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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 1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1990
Umschlagentwurf: Monika Böhmert
Gesamtherstellung: DRUCKZENTRUM BERLIN · Grafischer Großbetrieb
622 903 8
00045
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Aufgeregt stürzt ein Mann ins Zimmer, läßt sich kaum Zeit zum
Luftholen, beginnt sofort zu reden, als ob er um jeden Preis etwas
loswerden muß. Der ihn begleitende Wachtmeister schaut mit
bedauerndem Achselzucken zu dem Oberleutnant am Tisch.
Gerhard Herbusch schiebt dem aufgeregten Mann einen Stuhl zu.
»Nun mal schön der Reihe nach, Herr…«, sagt er, »nehmen Sie
erst mal Platz.«
»Meine Frau ist verschwunden«, stößt der Mann zum
wiederholten Mal hervor. »Ich bin Heinz Schubert aus der Artur-
Becker Straße.«
»Oberleutnant Herbusch«, stellt sich der Kriminalist vor und
blickt wartend auf seinen Besucher. Dieser ist groß und schlank
und gibt im ganzen eine gepflegte Erscheinung ab. Sie läßt auf
einen Angestellten oder selbständigen Geschäftsmann schließen.
Was er dann von Heinz Schubert erfährt, ist wirklich
merkwürdig. Seine Frau Birgit, 34 Jahre alt, habe vorgestern, also
am Dienstag, dem 13. März, die Wohnung verlassen und sei bis
heute nicht wiedergekehrt. Das ist nun schon zwei Tage her. Er
selber sei an diesem Tag erst gegen halb zehn Uhr abends von der
Arbeit heimgekommen und habe seine Frau nicht angetroffen. Ein
Mieter aus dem Haus sagte ihm am nächsten Morgen, daß seine
Frau nachmittags gegen 16.30 Uhr die Wohnung verlassen hätte.
Das, so erklärt Heinz Schubert, decke sich genau mit dem, was
ihm von seiner Frau schon am Dienstagmorgen angekündigt
worden wäre.
»Sie hatte um siebzehn Uhr einen Termin bei ihrem
Neurologen«, gibt er an, »ist dort aber nicht erschienen. Ich habe
schon nachgefragt.«
»Wo haben Sie noch nach Ihrer Frau gesucht? Sie kann doch
bei einer Freundin sein«, meint Oberleutnant Herbusch.
»O nein«, erwidert Schubert, »das macht sie nicht. Sie hat gar
keine Freundin in Berlin.« Dann schildert er, daß er schon gestern
bei ihren Verwandten in Dubkow in der Mark nachgefragt, aber
eine abschlägige Antwort erhalten habe.
»Wissen Sie, der Brief hätte Grund genug für Birgit sein können,
plötzlich nach Dubkow zu fahren. Leider ist es nicht der Fall. Ich
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habe schließlich noch die zweite Nacht abgewartet, heute den
ganzen Tag bei allen möglichen Bekannten angerufen, doch alles
vergeblich. Wo ist meine Frau nur? Sie müssen mir helfen.«
Flehend blickt er auf den Oberleutnant, als erwarte er
umgehend Antwort.
Als Oberleutnant Herbusch nicht gleich etwas sagt, holt er eine
Fotografie aus seiner Innentasche und legt sie auf den Tisch. »Das
ist sie«, sagt er und schiebt dem Oberleutnant ein Bild zu.
Herbusch betrachtet es aufmerksam. Es zeigt eine junge blonde
Frau. Sie sieht gut aus, denkt er.
»Birgit war wegen des Briefes sehr bedrückt«, beginnt Heinz
Schubert noch einmal von dem vermeintlichen Anlaß des
Verschwindens seiner Frau zu reden, »und ich kann es sogar
verstehen.«
»So? Was stand denn Aufregendes in dem Brief?«
»Ach, das ist eine lange Geschichte. Lassen Sie es mich auf
einen Nenner bringen. Birgit sollte ihren kranken Vater zu sich
nehmen. So haben es ihre Geschwister beschlossen. Sie haben sich
ihre Eltern aufgeteilt. Birgits ältere Schwester Anita hat die Mutter
bis zu deren Tod gepflegt, und Wolf gang, ihr älterer Bruder, hat
den kranken Hans bei sich. Hans ist Birgits jüngster Bruder. Er
leidet an einer nicht heilbaren Wirbelsäulenerkrankung und ist an
den Rollstuhl gefesselt.«
»Und worüber regte sich Ihre Frau so auf?«
»Sie will den Vater nicht. Er hat sie früher furchtbar tyrannisiert,
glaube ich. Jedenfalls hat sie keine guten Erinnerungen an ihn. Ich
kenne ihn kaum. Wenn wir gelegentlich zusammentrafen, war er
mürrisch und wollte auch mich herumkommandieren.«
»Hat sie gelegentlich Selbstmordabsichten geäußert?«
»Selbstmordabsichten?« Heinz Schubert verfärbt sich. »Nein,
nie. Aber…«
»Was aber?«
»Nun ja, wenn Sie mich so fragen.« Schubert wird nachdenklich.
»Birgit wünschte sich seit Jahren ein Kind. Es klappte nicht
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