Blaulicht 172 - Tessmer,

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Blaulicht
172
Linda Tessmer
Iltisfang 19
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
 1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1976
Lizenz-Nr.: 409-160/96/76 · LSV 7004
Umschlagentwurf: Peter Nitzsche
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung: (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
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In Sonnenlicht und Schwüle hantierte eine Gruppe Kriminali-
sten im Gewächshaus zwischen seltenen tropischen Pflanzen, die
ein Orchideen-Liebhaber hier liebevoll zusammengetragen hatte.
Sie fotografierten und skizzierten, suchten nach Fingerabdrücken
oder anderen identifizierenden Merkmalen und entfernten sorg-
fältig die komplizierten Apparaturen, mit denen alle Wärme- und
Feuchtigkeitswerte automatisch registriert wurden, verpackten
sie in Spezialbehälter und füllten die Begleitpapiere für das KI
aus.
»Sie werden allerdings ein paar Tage auf die Ergebnisse warten
müssen«, sagte einer der Kriminalisten zu den beiden Offizieren.
Hauptmann Dose und Oberleutnant Schäfer sahen den auf
dem Boden liegenden Körper, das blutüberströmte Gesicht,
Merkmal einer Schädelzertrümmerung. Dose fragte: »Ist er…?«
Doktor Schubert, der knieend die Verletzungen untersuchte,
blickte auf, nickte und erklärte, daß diese etwa fünf Zentimeter
klaffende Wunde zum sofortigen Tod geführt haben mußte. Er
wies auf die Eisenstange, die auf dem Boden lag und große
schwarze Flecken hatte, und sagte: »Wahrscheinlich das Blut des
Opfers.«
Dose und Schäfer sahen auch umgestürzte Holzkübel, zerbro-
chene Blumentöpfe und umgeworfene Pflanzenkästen und
meinten, daß hier ein Kampf stattgefunden haben mußte – es
war tatsächlich in unmittelbarer Nähe des Toten kaum etwas heil
geblieben. Dose fragte nach der Tötungszeit, aber darüber wollte
sich der Arzt vorläufig nicht äußern. Nicht einmal ungefähr
könnte er das sagen, weil durch die große Wärme im elektrisch
geheizten Gewächshaus der Eintritt der Leichenstarre hinausge-
zögert worden war. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Auch den beiden Kriminalisten machte die feuchte Wärme zu
schaffen; besonders Dose, der mit dem Kreislauf zu tun hatte,
litt darunter und sehnte sich nach frischer Luft. Draußen war es
weit kühler, zwischen Winter und Frühling, so auf der Schwelle,
wie es eben im März üblich ist.
Der schnelle Temperaturwechsel setzte ihm zu. Aber was
soll’s? Zähne zusammenbeißen und durchhalten. Er bewunderte
insgeheim den Genossen Schäfer, dem das wohl gar nichts
ausmachte, und beneidete ihn auch ein wenig um seine Jugend.
Schäfer war mit seinen knapp achtundzwanzig Jahren schon ein
tüchtiger und erfolgreicher Kriminalist, und Dose schätzte auch
seine Kollegialität.
Oberleutnant Schäfer sprach mit den Genossen der Technik
und notierte, was sie sagten. Die Fakten versprachen wenig. Der
tote Herbert Mekelnburg hatte allein gelebt – ohne Familie, ohne
Verwandte, ohne irgendwen, der zu ihm gehörte. Er war in
seinem Gewächshaus ermordet worden, wo er die meisten Stun-
den seiner Tage verbrachte, wohin er sich zurückgezogen hatte
zu seinem Hobby, den Orchideen. Am Vormittag davor hatte er
seiner Nachbarin über den Zaun zugerufen, sie solle ihm Tabak
aus der Stadt mitbringen. Die Nachbarin war demzufolge wohl
auch die letzte Person, die ihn – außer dem Mörder natürlich –
lebend gesehen hatte.
Frau Niederlein war erleichtert, daß es jemanden gab, dem sie
noch mehr von dem Alten erzählen konnte. Sie beteuerte, daß
sie das Gewächshaus nie betreten hatte, weder heute noch ge-
stern noch sonstwann, weil er dann sehr böse werden konnte,
der »arme alte Mann«. Sie begann zu schluchzen, wohl aus Pietät,
die sie dem Verstorbenen schuldig war. Aber die Kriminalisten
merkten, es klang unecht, sie waren Heucheleien gewohnt. Sie
ließen Frau Niederlein lang und breit erzählen und erfuhren so
auch von der Liebesaffäre, die vor zwei Jahren Stadtgespräch in
Felden war, von der großen Liebe zwischen dem sechzigjährigen
Herbert Mekelnburg und der fast zwanzig Jahre jüngeren Moni-
ka Vierling. Das Verhältnis war vor zwei Jahren in die Brüche
gegangen; wohl in dem Moment, als Monika Vierlings Mann
dahintergekommen war und seine Frau vor die Alternative
gestellt hatte: er oder ich. Seitdem war Monika Vierling hier nicht
mehr gesehen worden, bis gestern. Ja, gestern wäre sie plötzlich
aufgetaucht, in aller Herrgottsfrühe war sie gekommen…
Frau Niederlein hatte sie zufällig gesehen, weil sie gerade Fen-
ster geputzt hatte. Durch »puren Zufall« hatte sie dann die lauten
Stimmen von Monika Vierling und Mekelnburg vernommen, wie
er die Frau angeschrien hatte, daß ihn das alles kaltließe, er sei
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