Blaulicht 180 - Tessmer,

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Blaulicht
180
Linda Tessmer
Gefährlicher Job
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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 1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1979
Lizenz-Nr.: 409-160/105/77 · LSV 7004
Umschlagentwurf: Olaf Nehmzow
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung: (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
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»Geraldine Schlicht, Kunstgewerbe«, stellte sie sich vor. Sie war
eine magere, etwa fünfzigjährige Frau mit einer Fülle
silbrigglänzender Locken. Ihre Stimme vibrierte vor Aufregung,
und die Tasche zitterte in ihrer Hand. »Ich hab’ gedacht, ich
krieg’ ’n Herzinfarkt. Drei Schecks. Dreimal fünfhundert Mark.
Und ich hätte es nicht mal gemerkt, wenn man mir die
Kontoauszüge nicht geschickt hätte.«
»Wann wurden sie eingelöst?« fragte Leutnant Koch, der
schon ahnte, was da kommen würde.
»Am sechzehnten Februar.«
Koch nickte. Die dritte Anzeige; das dritte Opfer.
»Wo bewahren Sie das Scheckheft auf?«
»Im Schreibtisch. Immer im Schreibtisch.«
»Und Sie hallen keine Ahnung, wer…?«
»Nicht die geringste. Ich sag’ ja, ich hab’s erst jetzt gemerkt.
Es wurden Blätter rausgerissen. Wie hätte ich das merken sollen?
Ich weiß nicht mal, wieviel.«
»Das ist ja der Trick«, warf Kriminalmeister Stender ein. »Den
Verlust eines Scheckhefts würde jeder sofort bemerken. Aber
wer zählt schon die Seiten?«
Während der junge Kriminalmeister weitere Fragen stellte, die
Frau Schlicht erregt und mit viel Pathos beantwortete, ließ Koch
die jüngsten Ereignisse an sich vorüberziehen: Keinen einzigen
konkreten Hinweis gab es, weder im Fall der Schlosserei Funke
noch des Schneidermeisters Kreßler. Schuld daran waren nicht
zuletzt die vielen Leute, die in beiden Haushalten verkehrten. Bei
Befragungen hatten die Betroffenen unabhängig voneinander
erklärt, nichts Auffälliges bemerkt zu haben. Beide hatten auf die
vielen Kunden hingewiesen. Aber immer hatte das Scheckheft
im Schreibtisch gelegen, und immer waren die Eigentümer,
deren Unterschrift hervorragend imitiert wurde, erst an Hand
der Kontoauszüge auf die Verluste gestoßen. Die sechs
gestohlenen Schecks, jeder über fünfhundert Mark, wurden ohne
Ausnahme auf verschiedenen Berliner Postämtern eingelöst. Die
Angestellten hatten sich an den Überbringer nicht erinnern
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können. Der Personalausweis, den der Täter, genauer: Täterin,
vorgezeigt hatte, war wie der Scheck auf den Namen Anne
Katrin Hempel ausgestellt und, wie sie später herausfanden, der
rechtmäßigen Besitzerin verlorengegangen. Merkwürdig, daß alle
Schecks – im ganzen waren es jetzt neun – am 16. Februar
eingelöst wurden, oder auch nicht merkwürdig, denn die Täterin
hatte es begreiflicherweise eilig gehabt, weil sie sich denken
konnte, daß man ihr bald auf die Schliche kommen würde.
Die Kriminalisten hatten die mühselige Arbeit auf sich
genommen, alle Personen herauszufinden, die in den letzten
Wochen Schlosserei und Schneiderwerkstatt betreten hatten. Ein
schier unmögliches Unternehmen, das dann auch scheiterte. Es
gab keinerlei Spuren, die man hätte verfolgen können. Man
tappte völlig im dunkeln. So hofften sie auf ein Wunder.
Manchmal geschehen ja noch welche, und jetzt war es da in
Gestalt dieser kleinen, erregten Dame, die privat sehr
zurückgezogen lebte und daher genau wußte, wer in den letzten
Wochen ihre Wohnung betreten hatte.
»Also erst einmal Karl Matischek, mein Nachbar, der wollte
telefonieren. Dann Frau Blume von der Volkssolidarität, die
kassiert jeden Monat die Beiträge.«
»Kennen Sie sie näher?« fragte Koch.
»Das ist es ja eben. Ich traue es keinem zu. Auch nicht dem
jungen Mann, der sich Günter Häußler nannte. Ich hab’ ihn da ja
erst kennengelernt. Aber er ist so ein netter Junge, er hat mir den
Boiler repariert. Wo’s doch heutzutage mit den Handwerkern
solche Sache ist…«
Günter Häußler! Sie nannte diesen Namen tatsächlich. Günter
Häußler zählte zu ihren Sorgenkindern. Er wohnte bei
irgendeiner seiner zahlreichen Freundinnen. Ein unruhiges
Leben führte er, denn er litt an der Schmetterlingskrankheit,
flatterte von einer Frau zur anderen. Leutnant Koch besaß ein
Röntgenauge, wenn es darum ging, charakterliche Schwächen
aufzudecken, und bei Günter Häußler fand er immer neue. »Der
hat mehr auf dem Kerbholz als ein Gänseblümchen Blätter«,
pflegte er zu sagen. Man konnte ihm nur nichts Greifbares
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