Blaulicht 200 - Tessmer,
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Blaulicht
200
Linda Teßmer
Das Alibi bin ich
Kriminalerzählung
Verlag Das Neue Berlin
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1 Auflage
© Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1980
Lizenz-Nr.: 409-160/111/80 · LSV 7004
Umschlagentwurf: Günther Lück
Printed in the German Democratic Republic
Gesamtherstellung: (140) Druckerei Neues Deutschland, Berlin
622 448 0
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»Brandstiftung?« Peter Kürten starrt den Kriminalisten an, zu
bestürzt, um weitere Worte zu finden. Seine Frau und der Sohn
stehen dabei, ebenso betroffen und fassungslos.
»Eindeutig.« Leutnant Koch nickt. »Beweis ist der
Benzinkanister.«
»Aber wer?« Kürten kann sich nicht vorstellen, wer das getan
haben könnte.
»Das Feuer muß in der Gaststube ausgebrochen sein. Gegen
zweiundzwanzig Uhr.« Koch wirft ihm einen teilnahmsvollen
Blick zu. Der Gastwirt, sehr attraktiv mit lebhaften Augen und
braunem Backenbart, besitzt eine große Ausstrahlung. Er sprüht
vor Aktivität, geistig wie auch physisch. Er ist ein Mann, der sich
durchsetzt.
Die Frau schüttelt ratlos den Kopf. Sie hat dunkle Schatten
unter den Augen, Zeugen einer schlaflosen Nacht. »Ich begreife
das alles nicht. Wer tut denn so was?«
Das fragt sich Koch auch. Es gibt einige Gründe dafür. Er
erwägt einen davon. »Vielleicht ein Racheakt?«
Kürten zuckt die Achseln. »Jetzt, wo die Saison beginnt…«
Niedergeschlagen sucht er an der Hausbar Stärkung. Seine
Hände flattern über Flaschen, bis er den Kognak findet.
Das großräumige Wohnzimmer macht einen imposanten
Eindruck: Ledermöbel vor dem Kamin, wertvolles Porzellan
darauf. Die Wirtschaft muß lukrativ gewesen sein, denkt Koch.
»Das schöne Geschäft mit den Touristen – vorbei.« Auch
Christian, der Sohn des Hauses, der in hautengen Jeans an der
Tür lehnt, scheint nicht zu begreifen, daß das Gasthaus, das
Lebenswerk seiner Eltern, nicht mehr existieren soll.
»Eine Vermutung, wer Ihrem Vater das Geschäft verderben
wollte?« Koch sieht den Jungen forschend an.
»Nein.« Christian schüttelt den Kopf.
»Ihre Gaststätte hatte gestern Ruhetag, Herr Kürten?« Der
Leutnant wendet sich wieder dem Hausherrn zu, der nickt, und
Koch fährt fort. »Wo waren Sie gegen zweiundzwanzig Uhr?«
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Kürten setzt irritiert das Glas ab. »Ich verstehe Ihre Frage
nicht.«
»Nur Routine.« Koch lächelt beschwichtigend.
»Sie wollen ein Alibi?« Ellen Kürten ist so hilflos, daß jeden
Augenblick Tränen auszubrechen drohen.
Christian, der das erste Stadium des Schocks überwunden hat,
kann der Mutter helfen. »Das Alibi bin ich.«
»Sie, Christian?«
»Wir haben ferngesehen. Meine Eltern und ich. Hier.«
Die nicken bestätigend.
»Sie waren den ganzen Abend zusammen?«
»Bis wir den Feuerschein sahen. Da sind wir gleich hin«,
erklärt Christian.
Kurzes Schweigen. Koch sieht durch das Fenster auf das
blaue, ruhige Wasser des Kellersees, auf dem ein Frachtdampfer
eine schmutziggraue Rauchfahne dahinschleppt. »Herr Kürten,
haben Sie Feinde?«
Da Kürten mit der Antwort zögert, meint Christian: »Wer
sollte meinen Vater hassen? Ohne ihn war’s doch im Ort nicht
so schnell aufwärtsgegangen.«
»Muß es denn uns persönlich gegolten haben?« sagt Frau
Kürten mit zitternder Stimme. Sie spielt darauf an, daß es in der
Gegend mehrmals gebrannt hat. In den letzten Monaten dreimal.
»Ich habe immer Wert darauf gelegt, daß meine Gäste
zufriedengestellt werden.« Der Kognak hilft. Kürten ist gefaßter.
Er greift erneut zur Flasche.
»Vielleicht war einer der Gäste doch nicht zufrieden«, gibt
Koch zu bedenken.
»Aber deswegen gleich… Soll das ein Witz sein?«
»Sie sind natürlich ausreichend versichert?«
»Und die ideellen Verluste?« Kürten schnauft. »Ich habe
zwanzig Jahre gebraucht, um aus dem ›Seeschlößchen‹ das zu
machen, was es ist – war…«
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